Sehr geehrte Damen und Herren,
das Münzensammeln ist ein Hobby, dass in Deutschland viele Millionen Menschen fasziniert. Darunter sind auch viele Zeitgenossen, die sich womöglich nicht in erster Linie als Numismatiker bezeichnen würden, sondern ganz einfach Freude an einer Schatzsuche im Portmonee haben. Und diese Schatzsuche ist seit der Einführung des Euro gleich doppelt spannend, denn in der Geldbörse finden sich nicht nur Münzen aus anderen europäischen Ländern, sondern auch Fehlprägungen.
Das Interesse an Fehlprägungen ist besonders hoch, weil sogar überregionale Medien regelmäßig über dieses Phänomen berichten - und in den Zeitungsartikeln ist von sensationellen Wertsteigerungen die Rede. So soll beispielsweise eine gewöhnliche Zwei-Euro-Münze aus dem Umlauf in einer Online-Auktion für einen Startpreis von zwei Millionen Euro angeboten worden sein. Und ein Blick in die einschlägigen Kleinanzeigenportale und Auktionsplattformen macht deutlich: Mit Fehlprägungen kann man theoretisch reich werden.
Die Realität sieht freilich etwas anders aus. Bei den Preisen, die im Internet für manche Fehlprägungen aufgerufen werden, handelt es sich schlichtweg um Mondpreise. Das Sammelgebiet der Fehlprägungen ist eine kleine, aber feine Nebendisziplin der Numismatik. Und fachkundige Sammler gehen bei der Bewertung von Fehlprägungen durchaus analytisch und nüchtern vor, denn es gibt mehrere klar definierte Kategorien von Fehlprägungen, die in der Fachwelt anerkannt sind.
Zu den wichtigsten Fehlprägungen gehört die so genannte „Stempeldrehung“. Wie der Name schon sagt, ist der Prägestempel bei dieser Abwandlung nicht in dem standardmäßigen Winkel auf den Rohling aufgetroffen. Normalerweise stehen die Bildseite und die Wertseite im gleichen Winkel zueinander, bei einer französischen Prägung sind sie um 180 Grad gedreht. Durch den gedrehten Stempel steht das Motiv einer der beiden Seiten somit schräg zu der anderen Seite. Und hier gilt: Je größer die Drehung, desto wertvoller die Fehlprägung.
Ähnlich verhält es sich bei der Dezentrierung. Hierbei trifft der Prägestempel nicht mittig auf dem Rohling auf, sondern nach links oder rechts versetzt. Diese Fehlprägungen sind in ästhetischer Hinsicht besonders spannend, weil das Prägebild teilweise außerhalb des Rohlings aufgetroffen ist und somit ein Teil der Ronde im Ursprungszustand verbleibt. Entsprechende Fehlprägungen sind äußerst selten und sollten bei einer Qualitätskontrolle in der Prägestätte eigentlich aussortiert werden. Bleiben Sie unentdeckt, werden sie zu einem beliebten Ziel für spezialisierte Sammler.
Zu den eher exotischen Fehlprägungen zählt das so genannte Zainende. Hierbei handelt es sich um einen Rohling, der nicht vollständig ist und bereits in diesem Zustand in die Prägepresse eingelegt wurde. Ein Zainende entsteht, wenn bei der Produktion der Rohlinge das Ende des Metallstückes erreicht wird. Es wurde sozusagen aus dem Randbereich einer Metallplatte heraus gestanzt.
Als Königsklasse der Euro-Fehlprägungen gilt eine ganz besondere Variante, die extrem selten auftaucht: Das so genannte „Spiegel-Ei“ bringt auf dem Markt mehrere hundert oder gar tausende Euro. Es handelt sich dabei um zweifarbige / bimetallische Münzen, bei denen der innere Teil der Münze verzogen ist. Dieser Effekt sieht so aus, als sei die Farbe verlaufen – wie bei einem Spiegel-Ei.