„Flotten-Parade“ Nord-Ostsee-Kanal-Gedenkprägung

Jede Ausgabe dieser Edition ist wie ein Blick in die „gute, alte Zeit“. Die Kaiserzeit war eine Ära des Aufbruchs, der Einheit, der Stärke, des Wohlstands und der Sicherheit. Das Motiv „Flottenparade“, erscheint wie eine Würdigung der Segelschiffe, die zu Ende geht, und die hier in großer Zahl gezeigt werden. In einer Reihe fahren sie unter vollen Segeln nebeneinander. Sie werden von einer noch größeren Windjammer angeführt, der zwei Schornsteine hat und bereits über einen Motor verfügt.

Ein Augenzeuge berichtet: „Allein schon der Blick auf die Förde war von unvergleichlicher Schönheit. Von Bellevue bis zum Friedrichsorter Leuchtturm sah man in zwei, drei und mehr Reihen die zahllosen größeren und kleineren Kriegs- und anderen Schiffe der verschiedenen Nationen im reichen Flaggenschmuck auf der weiten Reede liegen. Mitten darin die deutsche Kriegsflotte, im Hintergrund die grünen Waldungen und Höhen des jenseitigen Förde-Ufers. An der Kanalmündung auf Holtenauer Boden sah man den buntgeschmückten Festplatz, auf dem der Kaiser den Schlussstein legen sollte.“

Die deutschen Besucher träumen von der Zukunft. Noch ist die deutsche Flotte unbedeutend, es gibt so gut wie keine Großkampfschiffe. Aber jeder weiß, dass der junge Kaiser das Meer und Kriegsschiffe liebt, und dass er eine mächtige Kriegsflotte erbauen lassen will. 1898, in drei Jahren, wird das erste Flottengesetz von Großadmiral von Tirpitz im Reichstag mit großer Mehrheit angenommen – und dann beginnt tatsächlich innerhalb kurzer Zeit der Aufbau einer mächtigen Marine!

Eine erste „Flottenparade“, gibt es bereits am 21. Juni, einen Tag vor der Einweihung, als der Kaiser an Bord seiner Yacht bei Brunsbüttel an der Elbe in den Kanal in den Kanal einfährt. 14 Schiffe folgen ihm auf dem Weg zur Kieler Förde – je eines der 14 Besucher-Nationen: Dänemark, England, Frankreich, Italien, Niederlande, Norwegen, Österreich-Ungarn, Portugal, Rumänien, Russland, Schweden, Spanien, Türkei und die Vereinigten Staaten.

„Der Monarch stand im weißen Tropenrock mit schwarzer Mütze allein oben auf der Kommandobrücke und grüßte fortwährend nach dem Ufer hin“, wird das Berliner „Kleine Journal“ am nächsten Tag berichten, denn überall stehen die Menschen am Ufer und jubeln ihrem Kaiser zu, während die Musikkapellen fortwährend „Heil dir im Siegerkranz“ intonieren, die meistgesungene Hymne auf Seine Majestät.

Als die türkische „Fuad“ als letztes Schiff den Kaiser-Wilhelm-Kanal durchfährt, bemerkt die Musikkapelle in Rendsburg, dass die Noten der türkischen Nationalhymne nicht vorhanden sind, so dass man kurz entschlossen die Weise „Guter Mond, du gehst so stille ...“ anstimmt.

Die Fahrt durch den Kanal verzögert sich, als der Dampfer „Kaiser Wilhelm“ vom Norddeutschen Lloyd, das dritte Schiff der Parade, vor der Levensauer Hochbrücke aus dem Ruder läuft und sich quer in die Fahrrinne legt, sodass den nachfolgenden Schiffen die Weiterfahrt versperrt ist. Nach dreieinhalb Stunden kann das Schiff wieder Fahrt aufnehmen und erreicht zusammen mit den nachfolgenden Schiffen die Kieler Förde, wo sich bereits alle anderen Schiffe befinden.

Mehr als 125 Jahre sind seit der Einweihungsfeier vergangen. Heute gehört der Nord-Ostseekanal weltweit zu den meistbefahrenen künstlichen Wasserstraßen für Seeschiffe. Er ist nicht nur wichtig für die regionale Wirtschaftsstruktur, sondern auch wesentlicher Baustein des transeuropäischen Verkehrsnetzes. Die Entscheidung, den Kanal zu bauen, war lange umstritten, aber heute kann man sagen, es war eine historische Leistung, diesen strategischen Schritt durchzusetzen. Für Deutschland, aber auch für die Ökologie und die internationale Schifffahrt haben sich die Weg- und Zeitvorteile des Kanals schon lange ausgezahlt.

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