Was ist mit dem Goldpreis los? Nachdem Gold in diesem Jahr über 30 neue Allzeithochs markiert hat, macht das gelbe Metall nun mit einem Negativrekord von sich reden: Der Goldpreis ist am Mittwoch bereits den sechsten Tag in Folge zurückgegangen. Als Gründe werden eine neuerliche Stärkung des US-Dollar und die schwindenden Erwartungen an eine größere Zinssenkung der Federal Reserve im November genannt.
Der US-Dollar hat nach seiner Talfahrt inzwischen eine Gegenbewegung gestartet. Und wenn der Dollar zulegt, wird Gold für Käufer in anderen Währungen teurer – und das drückt häufig auf den Preis. Hinzu kommt, dass die US-Notenbank derzeit zögerlicher auf Zinssenkungen zu setzen scheint. Im November wird zwar noch eine Entscheidung erwartet, aber große Schritte werden derzeit weniger wahrscheinlich – und es ist fraglich, ob die Fed rund um die US-Präsidentschaftswahl mit einer Zinssenkung die Märkte bewegen möchte.
Generell entwickelt sich die Fed derzeit zum größten Unsicherheitsfaktor für den Goldpreis. Aus den Mitschriften der September-Sitzung geht hervor, dass es innerhalb des Gremiums kontroverse Debatten gab, insbesondere über den Vorschlag, die Zinsen direkt zu Beginn der Zinswende um 0,5 Prozent zu senken. Diese Unsicherheiten über das zukünftige Vorgehen der Fed tragen zur Verunsicherung der Märkte bei und belasten den Goldpreis kurzfristig.
Auch die Inflation spielt nach wie vor eine wichtige Rolle. Zwar hat die hohe Inflation in vielen Ländern die Nachfrage nach sicheren Anlageklassen wie Gold angetrieben, doch der Markt schaut derzeit mehr auf die kurz- bis mittelfristige Entwicklung – und es setzt sich allmählich die Erkenntnis durch, dass eine niedrige Inflation gar nicht so gut für Gold ist. Denn dann ist der klassische Inflationsschutz von Gold weniger notwendig.
Für den größten Kurssturz der vergangenen Tage hat eine eigentlich erfreuliche Nachricht gesorgt: Es halten sich Gerüchte, wonach die Hisbollah im Nahen Osten an einem Waffenstillstand interessiert sei. Doch die Vergangenheit hat gezeigt, dass neuerliche Eskalationen jederzeit möglich sind. Deshalb werden geopolitische Unsicherheiten auch weiterhin ein wichtiger Preistreiber für Gold sein. Ob es nun die Lage in der Ukraine, Spannungen zwischen den USA und China oder wirtschaftliche Unsicherheiten in Europa sind – Gold profitiert in der Regel von globalen Krisen und Unsicherheiten, da es als sicherer Hafen gilt.
Ein etwas überraschender Faktor im aktuellen Marktumfeld ist das Kaufverhalten der Chinesen: Die People's Bank of China hat bereits zum fünften Mal in Folge kein Gold für ihre staatlichen Reserven gekauft. Das ist bemerkenswert, da in den letzten Jahren große Zentralbanken, insbesondere in Schwellenländern, immer wieder Gold als strategische Reserve aufgestockt haben – und bislang wurde der Goldhunger von China als wichtigstes Argument für den steigenden Goldpreis genannt.
Insgesamt sind die langfristigen Aussichten für Gold weiterhin positiv. Die fundamentalen Faktoren, die Gold in den letzten Jahren gestützt haben – wie Inflation und geopolitische Unsicherheiten – bleiben bestehen. Doch kurzfristig könnte es zu weiteren Rücksetzern kommen, vor allem wenn sich die Erwartungen an die Federal Reserve und den US-Dollar bewahrheiten und China weiterhin einen großen Bogen um den Goldmarkt macht, weil ihnen die Preise offenbar schlichtweg zu teuer sind.
Für Anleger, die den langfristigen Aufwärtstrend von Gold im Blick haben, könnte der aktuelle Preisrückgang allerdings eine interessante Kaufgelegenheit bieten. Viele warten darauf, dass sich genau solche Gelegenheiten ergeben – wenn der Preis kurzfristig gedrückt ist, die langfristigen Perspektiven aber vielversprechend bleiben. Denn eines ist klar: Die nächsten Krisen und Herausforderungen in der Weltwirtschaft werden kommen – und Gold wird dann wieder im Fokus stehen.
Glauben Sie, dass der aktuelle Rückgang des Goldpreises eine ideale Kaufgelegenheit für Anleger darstellt oder könnte der Preis weiter fallen? Teilen Sie Ihre Meinung gerne in den Kommentaren mit uns!