Das Jahr 2024 stand ganz im Zeichen einer Edelmetall-Hausse, wie wir sie nie zuvor gesehen haben. Im Frühjahr explodierte der Goldpreis förmlich, und viele Anleger in Europa sahen tatenlos zu, wie Gold von einem Allzeithoch zum nächsten sprang. Auf der Suche nach einer Erklärung für den neuen Gold-Boom wurden Marktbeobachter schnell fündig: Eine sprunghaft gestiegene Nachfrage aus China, in Verbindung mit kontinuierlichen Käufen der chinesischen Zentralbank, soll dazu geführt haben, dass der Goldpreis durch die Decke gegangen ist.
Marktbeobachter fanden schnell Erklärungen für diesen rasanten Preisanstieg. Als Hauptursache wurde eine sprunghaft gestiegene Nachfrage aus dem chinesischen Privatsektor in Verbindung mit kontinuierlichen Käufen der chinesischen Zentralbank (PBOC) ausgemacht. Über einen Zeitraum von 17 Monaten kaufte die PBOC zusätzliches Gold in einem nie zuvor gesehenen Umfang auf – diese Nachfrage musste unweigerlich zu einem Anstieg des Goldpreises führen. Allerdings hätte mit einem Sprung über die Marke von 2.400 US-Dollar wohl kaum jemand gerechnet.
Hinter diesen massiven Goldkäufen Chinas steht allerdings eine langfristige Strategie, die nicht neu ist und auch nicht überraschen sollte. China forciert die schrittweise Abkopplung vom US-Dollar. Diese Strategie wird in China als notwendige Maßnahme verkauft, um die wirtschaftliche Unabhängigkeit und Stabilität zu erhöhen. Und die chinesische Zentralbank verfolgte diesen Plan mit beeindruckender Konsequenz, was den Goldmarkt erheblich beeinflusste.
Im Mai 2024 kam jedoch die überraschende Nachricht, dass China seine Goldkäufe eingestellt hatte. Diese Entscheidung führte zu intensiven Spekulationen und Rätselraten über die Gründe. Analysten und Experten versuchten, die Hintergründe zu erforschen, doch so richtig konnte sich niemand einen Reim auf den Kaufstopp machen. Und nun folgte eine weitere Hiobsbotschaft: China hat auch im Juni 2024 keine Goldkäufe getätigt. Diese Nachricht verstärkte die Unsicherheit und löste neue Diskussionen aus. Handelt es sich um eine nachhaltige Trendwende oder lediglich um ein kurzes Innehalten der PBOC?
An den Finanzmärkten dominiert aktuell noch die Meinung, dass die chinesische Zentralbank lediglich eine Pause eingelegt hat: „Es scheint, dass die Goldpreise weiterhin etwas zu hoch sind und die PBOC auf einen weiteren Rückgang wartet, bevor sie ihr Goldankaufsprogramm wieder aufnimmt“, erklärte Nitesh Shah, Rohstoffstratege bei WisdomTree. Diese Einschätzung spiegelt die allgemeine Unsicherheit wider, die derzeit den Goldmarkt beherrscht – und auch dazu geführt hat, dass der Goldpreis seine Aufwärtsbewegung nicht fortgesetzt hat, sondern auf hohem Niveau konsolidiert.
Diejenigen, die schon lange am Goldmarkt aktiv sind, erkennen allerdings historische Parallelen und ein bewährtes Muster – denn die Chinesen sind keinesfalls dumm, sondern gehen sehr strategisch und langfristig vor. In den vergangenen Jahrzehnten ließ die chinesische Zentralbank immer mal wieder über Monate hinweg nichts von sich hören und veröffentlichte keine Veränderung der Goldbestände. Meist setzten die Aufstockungen jedoch nach kurzer Zeit wieder ein. Und es gibt Hinweise darauf, dass China auch in Zeiten der Funkstille kräftig Gold nachgekauft hat.
Unabhängig von den aktuellen Entwicklungen wird Gold für China immer eine strategische Reserve bleiben. Die Abkopplung vom US-Dollar und die Stärkung der eigenen Währung bleiben zentrale Ziele. Daher ist es unwahrscheinlich, dass China seine Goldstrategie komplett aufgibt. Die Auswirkungen einer chinesischen Kauf-Pause auf den globalen Goldmarkt sind jedoch erheblich. In Verbindung mit der Saisonalität von Gold, die in den Sommermonaten eher schwach ist, könnte die Hängepartie weitergehen. Doch nicht nur die chinesische Zentralbank, sondern auch viele Privatanleger hierzulande warten auf eine Gelegenheit, wieder günstig Gold zu kaufen.
Was denken Sie, steckt hinter der Entscheidung Chinas, seine Goldkäufe einzustellen – glauben Sie an eine temporäre Pause oder eine strategische Neuausrichtung? Teilen Sie Ihre Meinung gerne in den Kommentaren mit uns!