Zum Anfang des neuen Monats hat Gold nach einer kurzen Schwächephase wieder Kurs auf Rekordniveau genommen. Doch der Anlass ist – wie so oft bei Gold – nicht erfreulich: Eine erneute Eskalation im Nahost-Konflikt hat dafür gesorgt, dass Anleger einen sicheren Hafen ansteuern. Aktien standen nach den ersten Meldungen des iranischen Angriffes auf Israel unter Druck, sichere Häfen wie Gold waren dagegen stark nachgefragt. Nur einen Tag nach dem Raketenangriff legt Gold allerdings wieder den Rückwärtsgang ein. Was ist da los?
Kaum ein anderer Rohstoff zieht so viel Aufmerksamkeit auf sich wie Gold, wenn es in der Weltpolitik kriselt. Seien es Handelskriege, militärische Konflikte oder überraschende politische Entscheidungen: Die Goldnachfrage schießt oft in die Höhe, sobald Unsicherheiten auf den Märkten auftauchen. Doch so deutlich der Zusammenhang zwischen geopolitischen Ereignissen und dem Goldpreis auf den ersten Blick erscheint, er ist meist nur von kurzer Dauer.
Gold gilt seit Jahrhunderten als sicherer Hafen in Krisenzeiten. Anleger flüchten in das Edelmetall, wenn Aktienmärkte abstürzen oder Währungen an Wert verlieren. Doch sobald die unmittelbare Krise abflaut oder sich neue Normalitäten einstellen, sinkt die Nachfrage oft wieder – und mit ihr der Goldpreis. Die aktuellen Konflikte in der Ukraine und dem Nahen Osten oder die Spannungen zwischen den USA und China haben dies erneut gezeigt: Zunächst reagieren die Märkte nervös, Gold steigt, doch schon wenige Wochen später pendelt sich der Preis wieder auf einem stabileren Niveau ein.
Das bedeutet jedoch nicht, dass geopolitische Ereignisse keinen Einfluss auf den Goldpreis haben. Sie wirken wie Katalysatoren für kurzfristige Preisausschläge, schaffen jedoch keine langfristigen Trends. Diese werden eher durch fundamentale Faktoren wie die Geldpolitik der Notenbanken, Inflation oder die globale Wirtschaftslage bestimmt. Anleger, die sich also von geopolitischen Nachrichten zum Kauf oder Verkauf von Gold treiben lassen, sollten sich bewusst sein, dass dies oft nur ein kurzfristiger Effekt ist.
Letztlich bleibt Gold ein Spiegel der Angst – und deshalb sollten sich Anleger, die auf einen baldigen Absturz des Goldpreises wetten, nicht zu sicher sein. Denn der Nahost-Konflikt verschärft sich immer weiter und es ist längst eine Kettenreaktion an Aggressionen in Gang gesetzt worden. Zwar sind Gegenschläge bisher meist strategisch und durchaus wohlüberlegt erfolgt, um einerseits ein Zeichen zu setzen, andererseits jedoch keine allzu große Eskalation zu provozieren – doch es kann jederzeit zu Kurzschlussreaktionen der verantwortlichen Militärs kommen. Zudem besteht die Gefahr, dass weitere Länder in den Konflikt hineingezogen werden, sodass ein regionaler Flächenbrand entstehen könnte.
Ein weit größeres Problem für Anleger ist jedoch die trügerische Sicherheit, die durch die Zinspolitik der Notenbanken entsteht. Niedrige Zinsen und expansive Geldpolitik der letzten Jahre haben die Finanzmärkte mit billigem Geld geflutet und eine künstliche Stabilität geschaffen, in der viele Investoren das Gefühl haben, dass es keine echten Gefahren gibt. Wirtschaftliche Ungleichgewichte und geopolitische Risiken werden oft ignoriert, weil die Märkte auf das „sichere Netz“ der Zentralbanken vertrauen. Diese Einstellung führt dazu, dass sich die Märkte in einer Art Blase befinden, die nur darauf wartet, von einem plötzlichen Realitätsschock durchstoßen zu werden.
Sobald eine solche Krise tatsächlich eintritt – sei es durch eine unerwartete wirtschaftliche Korrektur oder ein geopolitisches Ereignis, das nicht mehr ignoriert werden kann – ist die Fallhöhe enorm. Die Märkte haben in Zeiten vermeintlicher Stabilität die Risiken ausgeblendet, und wenn der Schock kommt, ist die Panik umso größer. Anleger, die sich zuvor auf das billige Geld der Notenbanken verlassen haben, flüchten dann oftmals überstürzt in vermeintlich sichere Anlagen wie Gold. Doch zu diesem Zeitpunkt sind die Preise bereits gestiegen, und die Flucht in den sicheren Hafen erfolgt häufig zu spät und zu teuer. Die eigentliche Gefahr liegt also nicht im geopolitischen Schock, sondern in der Sorglosigkeit, die durch eine künstlich geschaffene Marktstabilität genährt wird.
Wie sehen Sie die zukünftige Entwicklung des Goldpreises in Zeiten geopolitischer Krisen? Und investieren Sie selbst in Gold als Schutz vor Unsicherheiten, oder setzen Sie auf andere Strategien?