Das erste ZukunftsForum Edelmetalle, das im März 2025 in Frankfurt als Treffpunkt für Privatanleger und Branchenvertreter der Edelmetallwelt stattfand, hat deutlich gemacht: Edelmetalle sind weit mehr als nur eine Absicherung in unsicheren Zeiten – sie sind zu einem Spiegel geopolitischer, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Entwicklungen geworden.
Ob als Reaktion auf weltpolitische Umbrüche, als Baustein nachhaltiger Technologie oder als Symbol für stabile Werte in einer digitalisierten Welt – Gold, Silber und Platin gewinnen weiter an Bedeutung. Doch was heißt das konkret für Privatanleger? Welche Produkte rücken jetzt in den Fokus? Wir haben die wichtigsten Trends aus Vorträgen und Diskussionen zusammengefasst – und zeigen, welche Edelmetallprodukte jetzt besonders gefragt sind.
German Goldrush: Die Deutschen investieren wie nie zuvor
Die neueste Steinbeis-Goldmarktstudie zeigte einen Rekord: Drei Millionen neue Goldanleger allein im Jahr 2024 – besonders stark vertreten ist die Generation Z. Rüdiger Schmitt von der Reisebank erklärte: „Die junge Generation sucht ehrliche Werte – und findet sie zunehmend im Gold.“ Nachhaltigkeit und Transparenz sind dabei zentrale Kaufkriterien.
Gold erlebt eine geopolitisch motivierte Renaissance
Ronald-Peter Stöferle von der Incrementum AG brachte es auf den Punkt: „Gold ist zurück – als strategisches Asset in den Tresoren der Notenbanken.“ In einer Welt voller Krisen kaufen Zentralbanken so viel Gold wie nie zuvor. Besonders Schwellenländer verlagern ihre Reserven weg vom US-Dollar – ein Paradigmenwechsel mit langfristigen Auswirkungen auf die globalen Märkte.
Transparenz wird zur neuen Goldwährung
Ob „Gold Bar Integrity“-Initiative oder die Arbeit der DEKSOR – entlang der gesamten Lieferkette steigt der Druck zur Offenlegung. Ruth Crowell von der London Bullion Market Association formulierte es so: „Vom Gestein bis zum Ring – wir müssen nachweisen können, woher das Gold stammt.“ Der technologische Wandel mit Blockchain-Lösungen macht es möglich.
Silber und Platinmetalle: Vom Industriegeheimnis zum Anlagetrend
Silber als Schlüsselmetall für die Energiewende und Platin als Hoffnungsträger der Wasserstoffwirtschaft waren viel diskutierte Themen. Florian Bulling vom Forschungsinstitut FEM zeigte, dass moderne Verfahren den Silberbedarf in der Photovoltaik drastisch senken können – gleichzeitig wächst die Gesamtnachfrage: „Die grüne Transformation bringt neue Herausforderungen bei Versorgung und Recycling.“
Bitcoin ist kein Feind – sondern Ergänzung
Physiker und Berater Florian Bruce-Boye brachte eine differenzierte Perspektive in die Debatte um digitales und physisches Gold: „Bitcoin ist das digitale Gegenstück zu Gold – nicht sein Ersatz.“ Für viele Family Offices gehören inzwischen beide Assets ins Portfolio – Gold als Stabilitätsanker, Bitcoin als innovationsgetriebene Beimischung.
Rohstoffpolitik: Europa hinkt hinterher
China kontrolliert die Lieferketten, die USA stocken ihre Reserven – und Europa? Philipp Goetzl-Mamba von Tradium kritisierte: „Europa agiert zu passiv. Dabei sind Rohstoffe wie Gallium und Germanium auch eine Sicherheitsfrage.“ Die neue geopolitische Ordnung zwingt die EU zu strategischem Umdenken – der European Critical Raw Materials Act ist ein erster Schritt.
Was folgt daraus für Anleger?
Privatanleger, die sich in Zeiten geopolitischer Spannungen und wachsender Unsicherheiten mit Edelmetallen absichern möchten, greifen weiterhin bevorzugt zu klassischen Goldprodukten. Besonders gefragt sind standardisierte Goldbarren in kleinen Einheiten – etwa 1, 5 oder 10 Gramm – die sich ideal für den Einstieg eignen. Die Generation Z entdeckt Gold zunehmend als verlässlichen Wertspeicher und achtet dabei auf Nachhaltigkeit und Transparenz. Entsprechend hoch im Kurs stehen Produkte mit zertifiziertem Recyclinggold oder Herkunftsnachweis. Auch Goldmünzen wie der Krügerrand, Maple Leaf oder Wiener Philharmoniker bleiben gefragt – sie verbinden Krisenschutz mit internationaler Akzeptanz und hoher Liquidität.
Silber gewinnt durch die steigende industrielle Nachfrage – etwa aus der Photovoltaikbranche – zusätzlich an Attraktivität. Für Anleger spielen dabei vor allem größere Silberbarren eine Rolle, da sie gegenüber Münzen steuerliche Vorteile bieten. Barren ab 250 Gramm lassen sich zudem gut mit einer Lagerung im Zollfreilager kombinieren, wodurch die Mehrwertsteuer umgangen werden kann. Auch Platin rückt als strategisches Metall zunehmend in den Fokus – nicht zuletzt durch seine zentrale Rolle in der Wasserstoffwirtschaft. Anleger greifen hier zu Platinmünzen wie dem Platinum Maple Leaf oder dem Australian Platypus, um frühzeitig von möglichen Preissteigerungen zu profitieren.
Neben physischen Produkten gewinnen flexible und nachhaltige Anlageformen an Bedeutung. Kombibarren aus Gold oder Silber – also in kleine, teilbare Einheiten gegossene Barren – bieten besonders in Krisenszenarien praktische Vorteile. Wer zusätzlich auf Transparenz setzt, kann auf Produkte mit Blockchain-basiertem Herkunftsnachweis oder LBMA-zertifizierten Nachhaltigkeitsstandards zurückgreifen. Für digitalaffine Anleger etablieren sich zudem Angebote wie Goldkonten oder virtuelle Gold-Investments, bei denen Edelmetalle in Hochsicherheitslagern verwahrt und auf Wunsch physisch ausgeliefert werden können. Die Edelmetallwelt ist im Wandel – und bietet Anlegern heute mehr Möglichkeiten denn je.
Welche Edelmetalle halten Sie derzeit für besonders zukunftsfähig – Gold, Silber, Platin oder ganz andere? Und achten Sie beim Edelmetallkauf auf Herkunftsnachweise oder Nachhaltigkeitszertifikate?