Als Griechenland zu Beginn des Jahres 2025 seine Entwürfe für die 2-Euro-Gedenkmünzen vorstellte, war die Freude zuerst groß: Mit dem 100. Geburtstag von Mikis Theodorakis und von Manos Hadjidakis (bzw Manos Chatzidakis) hatte die IETA erneut zwei prominente Vertreter aus der griechischen Kultur ausgewählt. Doch beim näheren Hinsehen wurde den Verantwortlichen im griechischen Finanzministerium offenbar bewusst, dass ausgerechnet zwei Männer und dann auch noch aus einer gemeinsamen Disziplin, nämlich der Musik, nicht unbedingt einen Preis für Kreativität (und Gender-Gerechtigkeit) verdient hätten. Kurzerhand wurde ein Ersatz-Ereignis präsentiert: Der 200. Todestag von Laskarina Bouboulina, einer Freiheitskämpferin.
Leben ist das, was passiert, wenn man Pläne macht – dieses Motto gilt auch für die Numismatik. Denn nicht immer werden Münzen, die vorher angekündigt wurden, auch tatsächlich ausgegeben. Und „abgesagte“ Münzen spalten die Sammler-Community: Während die einen mit Spannung mehr über die Hintergründe für die Planänderungen erfahren wollen, ärgern sich die anderen über einen schwarzen Fleck in der Sammlung.
Das wohl spektakulärste Beispiel ist noch gar nicht lange her: Im Jahr 2024 gab Zypern eine 2-Euro-Gedenkmünze zum 20. Jahrestag seines EU-Beitritts heraus. Ursprünglich war eine größere Auflage geplant, letztendlich wurde die Münze jedoch ausschließlich in der hochwertigen Prägequalität „Polierte Platte“ (PP) mit einer limitierten Auflage von nur 7.000 Exemplaren ausgegeben. Diese geringe Stückzahl machte die Münze zu einem begehrten Sammlerstück. Der Verkaufsstart über den Onlineshop der Zentralbank von Zypern verlief jedoch problematisch: Die hohe Nachfrage führte zu Serverüberlastungen und technischen Schwierigkeiten, einschließlich Datenschutzproblemen, bei denen Nutzer auf fremde Kontodaten zugreifen konnten. Diese Vorfälle führten zu erheblichem Unmut unter den Sammlern und beeinträchtigten den Ruf der Ausgabe.
Belgien und Italien: Münz-Streit am Gartenzaun
Zwei weitere Beispiele verdeutlichen, dass die Gestaltung und Ausgabe von 2-Euro-Gedenkmünzen nicht nur numismatische, sondern auch diplomatische und politische Implikationen haben können, insbesondere wenn sie historische Ereignisse oder militärische Themen betreffen – und die guten Beziehungen zum Nachbarn: Belgien plante 2015, eine 2-Euro-Gedenkmünze zum 200. Jahrestag der Schlacht von Waterloo herauszugeben. Frankreich legte jedoch Einspruch ein, da die Schlacht für Frankreich eine historische Niederlage darstellt und die Münze als potenziell provokativ angesehen wurde. Aufgrund dieses Vetos wurde die Ausgabe der 2-Euro-Münze gestoppt. Belgien umging das Veto, indem es stattdessen eine 2,50-Euro-Gedenkmünze mit demselben Motiv prägte, da für Münzen mit ungewöhnlichen Nennwerten keine Zustimmung anderer EU-Mitgliedstaaten erforderlich ist.
Ähnlich erging es Italien im Jahr 2019 mit der Ausgabe einer 2-Euro-Gedenkmünze zum 100. Jubiläum der Gebirgsjäger (Alpini). Dieses Vorhaben stieß auf Widerstand von Nachbarländern, insbesondere von Österreich und Slowenien, die historische Spannungen und militärische Konnotationen mit den Alpini verbanden. Aufgrund dieser diplomatischen Bedenken wurde die Ausgabe der Münze abgesagt.
Frankreich sieht Sterne
Im Jahr 2023 plante die Monnaie de Paris eine Neugestaltung der 10-, 20- und 50-Cent-Münzen. Die neuen Designs wurden bereits vorgestellt, doch die Europäische Kommission lehnte sie im Dezember 2023 ab, da sie nicht den EU-Richtlinien entsprachen: Die Sterne waren ins Münzdesign integriert worden und waren daher nicht ausreichend deutlich sichtbar. Infolgedessen wurde die offizielle Vorstellung der Münzen abgesagt, und bereits geprägte Exemplare mussten wieder eingeschmolzen werden – mit erheblichen finanziellen Verlusten für die Prägestätte.
Vatikan: Münze spurlos verschwunden
Sammler von 2-Euro-Münzen haben aktuell mit einem ganz anderen Mysterium zu kämpfen: Der Vatikan ist als Münzemittent regelrecht von der Bildfläche verschwunden. Die erste 2-Euro-Münze, die dem 750. Todestag von Thomas von Aquin gewidmet ist, wurde am 15. Juli 2024 ausgegeben. Die zweite Münze, zum 150. Geburtstag von Guglielmo Marconi, war ursprünglich für den 7. Oktober 2024 geplant und laut einer E-Mail der offiziellen Verkaufsstelle am 12. November auch wirklich ausgegeben, ist jedoch bis heute nirgendwo aufgetaucht. Diese Verzögerung führte zu Spekulationen unter Sammlern, insbesondere da die Verkaufsstelle im Vatikan Gerüchten zufolge geschlossen war und die Online-Bestellfunktion seit Monaten überarbeitet wird.
Offizielle Informationen zu den Gründen dieser Verzögerungen wurden nicht veröffentlicht, was die Situation für Sammler und Interessierte nur noch undurchsichtiger macht und zu wilden Spekulationen führt – einschließlich der Frage, ob eine Münze die Jahreszahl 2024 tragen darf, wenn sie erst 2025 verkauft wird.
Haben Sie selbst schon einmal vergeblich auf eine angekündigte Münze gewartet? Und finden Sie es richtig, dass kulturelle oder politische Gründe zur Absage einer Münze führen können? Teilen Sie Ihre Meinung gerne in den Kommentaren mit uns!